Wenn die Kugel trifft. Die Spuren des Krieges im Soldatenkörper

Mi., 6.8.2014, 19.00 Uhr Vortrag mit Dr. Dieter Storz im Begleitprogramm zur Ausstellung...

Die Musketenkugel macht ein kleines Loch,
Die Kanonenkugel macht ein weit größ'res noch.
Die Kugeln sind alle von Eisen und Blei,
Und manche Kugel geht bei manchem vorbei.

Diese Strophe einer preußisch-forschen Ballade aus der Zeit um 1840 (Fridericus Rex) findet sich in vielen patriotischen Liedsammlungen des Ersten Weltkriegs. In der Tat gingen die weitaus meisten Kugeln vorbei. Es gab aber so viele von ihnen, dass sie immer noch millionenfach getroffen haben. An diesem Abend wird darüber gesprochen, was Projektile aus Eisen und Blei anrichten, wenn sie ihr Ziel nicht verfehlen und in den menschlichen Körper eindringen.

Dabei werden zunächst die wichtigsten Geschosse und ihre Eigenschaften betrachtet, die im Ersten Weltkrieg gebraucht wurden: Gewehrgeschosse, Granatsplitter und Schrapnellkugeln. Granatsplitter konnten nach Form und Größe sehr stark variieren, so daß sich über ihre Zerstörungswirkung kaum allgemeine Aussagen machen lassen. Zwar erzeugten auch Gewehrgeschosse und Schrapnellkugeln kein unverwechselbares Schadensbild. Ihr Zerstörungspotential ist allerdings aufgrund ihrer relativ konstanten physischen Beschaffenheit genauer beschreibbar.

Gerade die kleinen, aber extrem schnellen Gewehrgeschosse mit Durchmessern von 6,5 bis 8 mm erzeugten oft schreckliche Wunden, die keineswegs so „klein” waren, wie das Soldatenlied meinte oder ihre relativ geringe Größe vermuten ließe. An den Eigenschaften der Gewehrprojektile hat sich seit der Zeit um 1900 nichts Wesentliches geändert. Aus „Kleinwaffen” verschossen, spielen sie bei militärischen Konflikten, insbesondere bei solchen „geringer Intensität”, bis heute eine fatale Rolle.

Abschließend wird die Versorgung verwundeter Soldaten und die Struktur des Sanitätswesens im Ersten Weltkrieg erläutert.

Zum Referenten:
Dr. phil. Dieter Storz, Abitur am Max-Born-Gymnasium, Germering. Studium der Geschichte und Germanistik, Promotion über Kriegsbild und Rüstung vor 1914. Seit 1991 Kurator am Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt.

Publikationen:
Kriegsbild und Rüstung vor 1914. Europäische Landstreitkräfte vor dem Ersten Weltkrieg, Herford, Berlin, Bonn 1992
Über die Wirkung von Militärgewehren auf lebende Ziele, in: Militärstadt Spandau. Zentrum der preußischen Waffenproduktion 1722 bis 1918, Berlin 1998, S. 123-134
Gewehr & Karabiner 98. Die Schußwaffen 98 des deutschen Reichsheeres 1898 bis 1918, Wien 2006
Wilhelm Heiders Erster Weltkrieg. Aufzeichnungen aus Feldzug und Lazarett, Essen 2014

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