Zandergeräte, benannt nach dem schwedischen Arzt und „Entdecker“ der mediko-mechanischen Therapie Gustav Zander, ähneln in vielerlei Hinsicht aktuellen Maschinen der Körperertüchtigung, wie wir sie etwa aus Fitnessstudios kennen. Doch ihre Geschichte reicht weiter zurück, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Um 1900 bezeichneten Zandergeräte spezielle technische Hilfsmittel in der medizinischen Heilgymnastik. Vor allem in der Orthopädie spielte diese Form der Apparatebehandlung eine wichtige Rolle. Die mechanische Einwirkung wurde dazu verwendet, Kranken durch dosierte und isolierte Muskelübungen die Gesundung ihrer Organe, Muskeln oder Gelenke zu erleichtern. Doch damit erschöpften sich die Nutzungsmotive keineswegs. Zandergeräte fanden auch private Abnehmer in den wohlhabenden Kreisen des Kaiserreichs oder wurden in das Freizeitangebot luxuriöser Passagierschiffe integriert. Eben weil Zandergeräte bereits um die Jahrhundertwende eine Schnittstelle von Apparatemedizin und freizeitorientierter Körperertüchtigung waren, ermöglichen sie Aussagen sowohl zur historischen Rolle von Technik in der Medizin als auch zum gesellschaftlichen Stellenwert körperlicher Fitness.
Zum Referenten:
Dr. Noyan Dinçkal ist Historiker an der Technischen Universität Darmstadt. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören die Technik- und Wissenschaftsgeschichte. In diesem Zusammenhang beschäftigt er sich auch mit dem Körperkult und der Körperkultur im 20. Jahrhundert.
Eintritt frei