Lungenkraut

Geflecktes Lungenkraut, Pulmonaria officinalis Agg. | Das gefleckte Lungenkraut wächst an Waldrändern und Gebüschen in ganz Europa. Es gehört zur Familie der Raublattgewächse, was man an seinen borstig behaarten Blättern und Stängeln auch schön sieht. Es zählt zu den Halbrosettenpflanzen, das heißt, es gibt eine grundständige Blattrosette, aus deren Mitte ein Stängel wächst, der vereinzelt Blätter trägt.

Die Blüten haben eine große Ähnlichkeit mit denen der Schlüsselblume, aber nur der Form, nicht der Farbe nach. Die Besonderheit der Blüten: Sie sind zunächst hellrot, wechseln aber im Laufe der Blühdauer zu einem blauvioletten Ton. Daher stammt auch der volkstümliche Name: „Blaue Schlüsselblume“.

Namensgebend für die Bezeichnung „geflecktes Lungenkraut“ sind aber nicht die Blüten, sondern die Blätter der Pflanze mit ihren weißen Flecken. Diese entstehen durch Lufteinschlüsse, an denen sich das Sonnenlicht bricht. Früher hat man die hellen Stellen in den Blättern mit den hellen Bereichen in der Lunge verglichen. Auf Basis der Signaturenlehre, derzufolge man einer Pflanze „ansieht“, welchem Organ sie zugeordnet ist, schrieb man dieser Pflanze eine Heilwirkung bei Lungenkrankheiten zu, v.a. bei Lungentuberkulose, was aus heutiger Sicht in keinster Weise mehr empfehlenswert ist. Von dieser Zuordnung leitet sich auch der botanische Name „Pulmonaria“ ab, von lat. pulmo = die Lunge.

Hildegard von Bingen schreibt über diese Pflanze als „Lunckwurz“ Folgendes: „Sie ist kalt und etwas trocken und nützt der Gesundheit des Menschen nicht viel. Wenn einem die Lunge angeschwollen ist, dass er hustet und kaum atmen kann, nehme er öfters nüchtern Lungenkraut in Wein gekocht. Wenn Schafe dasselbe viel Fressen, werden sie gesund und fett und geben reichlich Milch.“

Nachweisbare Inhaltsstoffe des Lungenkrauts sind v.a. Schleime und Gerbstoffe. Und so wird das Kraut der Pflanze heutzutage volksheilkundlich als reizlinderndes und auswurfförderndes Hustenmittel, aber auch bei leichten Durchfallerkrankungen und kleineren äußerlichen Verletzungen angewendet.

geschrieben von Apothekerin Sigrid Billig als „Gartenvisite auf Distanz" für Dienstag, den 14.4.2020

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