Projekt „Buchpatienten”
Auftaktveranstaltung 2010

Die Museumsbibliothek enthält zahlreiche Werke, die vor 1850 erschienen sind. Etliche davon sind in so schlechtem Zustand, dass sie weder in einer Ausstellung gezeigt noch für die Forschung genutzt werden können. Um diese Sorgenkinder vorzeigbar und verwendbar zu machen, startete am 11. Juli 2010 das Projekt „Buchpatienten”. Diesen „kranken Büchern” war auch der Autopsie-Abend im Januar 2011 gewidmet.
Die eingegangenen Spenden werden verwendet, um schadhafte Bücher einer professionellen Behandlung zuzuführen. Ein erfahrener Buchbindermeister und eine auf Papier spezialisierte Diplom-Restauratorin arbeiten dabei Hand in Hand. Bei anderen Werke genügt schon eine stabile, maßgefertigte Kassette, um sie vor weiteren Schäden zu schützen.

Buchtherapie auf Rezept

Therapie auf Rezept
Für potentielle Spender liegen an der Museumskasse „Privatrezepte” bereit, auf denen die Bereitschaft zur Übernahme einer Buchbehandlung signalisiert werden kann. Anschließend nimmt die Museumsleitung mit dem Spender Kontakt auf, um den Umfang der Kostenübernahme zu klären und einen „Patienten” herauszusuchen, der auch inhaltlich den Vorstellungen des Spenders entspricht.

Ledermüller-Band vor der Restaurierung

Intensivpatient Ledermüller

Einige „Buchpatienten” konnten bereits geheilt werden. Dazu gehören auch die „Mikroskopischen Gemüths- und Augen-Ergötzungen”, die Martin Frobenius Ledermüller 1763 in Nürnberg in Druck gegeben hatte. In 100 kolorierten Kupferstichen hielt der Autor darin seinen mikroskopischen Blick auf die ihn umgebenden Dinge fest. Von „Schimmel auf roten Weintrauben” bis hin zur „erst aus dem Ei geschloffenen Wanze” eröffnet das Werk dem modernen Betrachter einen faszinierenden Einblick in eine Welt, in der seriöse Forschung und barockes Amüsement stets Hand in Hand gingen.
Der Ledermüller-Band war in einem so schlechten Zustand, dass er zum „Intensivpatienten” des Museums ernannt wurde. Durch die großzügige Spende eines Ingolstädter Ehepaars wurde es möglich, das schwer in Mitleidenschaft gezogene Werk wieder benutzbar und präsentabel zu machen. Vielen Dank dafür!

Anatomiestraße 18 – 20 · 85049 Ingolstadt · (0841) 305-2860 · Fax -2866 · E-Mail: dmm@ingolstadt.de