Autopsie im Januar 2011: Bücher Buchpatienten und ihre Behandlung

mit Maria Sutor (München) und Martin Petschenka (Ingolstadt)

Bei der Autopsie im Januar richtet sich der Blick auf Bücher – und zwar auf kranke Bücher aus der Museumsbibliothek. Alle sind über 150 Jahre alt, manche leiden an Schimmelbefall, Schädlingsfraß oder Rückenschäden, bei anderen hat eine zu intensive – oder zu lieblose – Handhabung ihre Spuren hinterlassen.

Im Sommer 2010 startete am Deutschen Medizinhistorischen Museum das Projekt Buchpatienten, um Spenden für die Sanierung dieser wertvollen, aber schadhaften Werke zu sammeln. Das Projekt ist erfolgreich angelaufen, einige Buchpatienten konnten bereits geheilt werden, andere wurden mit schützenden Schubern versehen. Die Behandlung liegt in den Händen der Restauratorin Maria Sutor und des Buchbindermeisters Martin Petschenka, die gemeinsam den Autopsie-Abend rund ums kranke Buch gestalten.

Die Referenten gehen dabei auf die Schädigungsarten von Papier und Büchern ein und demonstrieren an Beispielen die jeweiligen Behandlungsmöglichkeiten. Dabei kommt die Hauptrolle dem „Intensivpatienten“ der Museumsbibliothek zu, dem Buch „Mikroskopische Gemüths- und Augen-Ergötzung“, das der Nürnberger Jurist und Naturforscher Martin Frobenius Ledermüller 1763 herausgegeben hatte. Dieses Werk mit seinen über hundert kolorierten Kupferstichen war besonders stark in Mitleidenschaft gezogen und konnte inzwischen durch eine großzügige Spende der professionellen Behandlung zugeführt werden. Martin Petschenka wird den Buchblock in der Heftlade demonstrieren, so dass die alte Technik der handwerklichen Fadenheftung nachvollzogen werden kann.

Wer zuhause auch einen „Buchpatienten“ liegen hat, kann ihn übrigens gerne zu der Veranstaltung mitbringen. Im Anschluss an die Autopsie stehen die beiden Experten für eine Blickdiagnose und Therapieempfehlungen zur Verfügung.

Eintritt frei

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